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Problemfall Dehydratation - Tauchen und der Flüssigkeitshaushalt im Körper
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Problemfall Dehydratation - Tauchen und der Flüssigkeitshaushalt im Körper Noch nicht mal richtig im Wasser könnte man schon wieder hinter dem nächsten Busch verschwinden. Steigt dieser "spezielle Druck" beim Tauchgang, ist es mit der Entspannung vorbei und das Ufer wird regelrecht herbeigesehnt. "Nur nichts trinken vor dem Tauchen, sonst geht alles in den Anzug!" ist die nicht ganz unberechtigte Befürchtung. Aber trotzdem darf man nicht als Dörrfisch abtauchen, denn der Flüssigkeitshaushalt hat einen großen und von vielen Sportfreunden oft unterschätzten Einfluss auf die Tauchsicherheit. Dieser Beitrag legt die Bedeutung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr vor dem Tauchen dar und gibt Tipps zur Lösung des Problems.


Ursachen der Dehydration beim Tauchsport

In unserer Klimazone benötigen wir für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt etwa 2-3 Liter täglich. Alkohol und Kaffee zählen dabei nicht, sie beschleunigen sogar die Diurese. Immer wieder ist zu lesen, dass nur wenige diese empfohlene Tagesmenge erreichen und weniger trinken. Besonders problematisch wird diese Tatsache, wenn man bedenkt, dass in den Tropen der Tagesbedarf sogar bis auf 10 Liter täglich ansteigen kann. Abgesehen von der oft zu geringen Flüssigkeitszufuhr kommen beim Tauchen noch besondere Probleme hinzu, die einen Flüssigkeitsmangel hervorrufen können:

  1. Allein das Schwitzen bei warmem Wetter oder an Land im Tauchanzug kann bereits Flüssigkeitsverluste von 1,5 Liter pro Stunde und mehr hervorrufen. Es wäre sehr riskant, so abzutauchen. Das vorher genommene Sonnenbad oder körperliche Belastung können diesen Effekt verstärken.
  2. Die Atemluft in unseren Tauchflaschen wird durch die Filteranlagen im Kompressor stark getrocknet. Doch was für die Pflege des Tauchgerätes wichtig ist, bedeutet für den Taucher einen zusätzlichen Verlust wertvoller Flüssigkeit über die Atemluft.
  3. Beim Tauchen haben wir es mit einer Form der Immersion zu tun, also dem Eintauchen eines Organismus in ein flüssiges Medium. Dabei kommt es zu Flüssigkeitsverschiebungen aus den einzelnen Geweben in die Blutgefäße. Das Blut wird somit zunächst verdünnt. Zusätzlich verlagert sich das Blut durch die veränderten Druckverhältnisse in den Bereich des Brustkorbes (Henry-Gauer-Reflex). Es kommt zu einer vermehrten Füllung und Dehnung der Herzhöhlen. Dies führt über die Stimulierung von Hormonen und dort befindlichen Rezeptoren zu einem Anstieg der Urinproduktion. Diese vermehrte Urinproduktion ist notwendig, um den (vorgetäuschten) relativen Überschuß an Flüssigkeit im Gefäßsystem auf physiologische Verhältnisse während der Immersion zu beseitigen.
Das Blutvolumen vermehrt sich also zum einen durch die Verlagerung der Blutmenge aus der Peripherie in den Brustkorb, andererseits durch die Flüssigkeitsverschiebung aus den Geweben in das Blutgefäßsystem. Nach dem Tauchen möchte unser Körper in die Normalität zurückkehren. Die Rezeptoren signalisieren jetzt "Flüssigkeitsmangel". Dieser muß nun schnell ausgeglichen werden. Wir verspüren Durst, der unbedingt mit den richtigen Getränken gelöscht werden sollte.

Dehydratation entsteht also durch:
  • Zu wenig Flüssigkeitszufuhr
  • Schwitzen
  • Flüssigkeitsverluste über die Atmung (mit KTG geringer als im offenen System)
  • Henry-Gauer-Reflex und resultierende gesteigerte Urinproduktion


Die Folgen der Dehydration für Taucher

Flüssigkeitsmangel während der Tauchaktionen ist deshalb so fatal, weil er das Risiko einer DCS (decompression sickness = Dekompressionskrankheit) um ein Vielfaches erhöht! Die Dehydration führt zu einer geringeren Viskosität des Blutes. Im Blutgefäßsystem kommt es so zu einer Verlangsamung des Blutflusses durch zu wenig "Transportflüssigkeit" und somit zur gefährlichen Verringerung oder gar Verhinderung des Abtransportes von Gasblasen. Einfacher ausgedrückt: Der Stickstoff kann nicht schnell genug abgegeben werden, wenn sich das Blut nur noch als zäher Brei durch die Adern presst. War der Tauchgang dabei noch lang und tief, so dass sich besonders viele Blasen bilden konnten, ist die DCS bereits vorprogrammiert. Dazu muss es nicht kommen!


Lösung und Praxistipps

Wie sollte man sich nun verhalten um Dehydration zu vermeiden, den Harndrang jedoch in erträglichen Grenzen zu halten? Unmittelbar vor dem Tauchgang sind größere Mengen an Flüssigkeitszufuhr nicht notwendig. Voraussetzung dafür ist jedoch ein ausgeglichener Volumenhaushalt. Hier nun ein paar tauchmedizinische und persönliche Tipps zur Vermeidung einer Dehydratation:
  • ca. zwei Stunden vor dem Tauchgang mindestens 1/2 Liter Flüssigkeit trinken
  • An warmen Tagen und / oder bei geplanten längeren und tieferen Tauchgängen die Menge an Flüssigkeit mindestens um das Doppelte erhöhen.
  • Kurz vor dem Tauchen eine kleine Menge trinken - am besten gesüßter körperwarmer Tee oder isotone Getränke.
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr auch nach dem Tauchgang
  • Kaffee beschleunigt leider die Diurese, Alkohol tut dies auch und hat zusätzliche wohlbekannte Effekte; deshalb sind beide Getränke zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes ungeeignet
  • Die empfohlene Tagesmenge von 2-3 Litern einhalten und beim Tauchurlaub in wärmeren Gefilden deutlich erhöhen.
  • Je konservativer das Tauchprofil, desto sicherer ist man. Deko- und "Jo-Jo"-Tauchgänge vermeiden, Nullzeiten nicht ausreizen, Regeln für Sicherheitsstop, Aufstiegsgeschwindigkeit u.s.w. einhalten. Nitrox hat zwar keinen Einfluss auf die Dehydration, senkt jedoch die entstehenden Gasbläschen im Vergleich mit Pressluft und ist somit das sicherere Atemgas.
Durch Beachtung dieser wenigen Regeln ist sowohl der Harndrang während des Tauchens erträglich, als auch der Flüssigkeitshaushalt unseres Organismus physiologisch. Der so begonnene Tauchtag wird zu einem gefahrlosen neuen Erlebnis unseres schönen Sports.

Dipl. Med. Ulrike Silbermann
Anesthesie / Tauchmedizin

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