In den ersten Maitagen 1945 ging der zweite Weltkrieg in Europa seinem Ende entgegen. In Westdeutschland marschierten die amerikanischen und englischen Panzerkolonnen unaufhaltsam Richtung Nordost, während die russischen Truppen einen letzten Sturmlauf auf die Reichshauptstadt Berlin führten. Anfang des Monats begann Feldmarschall Montgomery mit seinem Kommandozug in der Lüneburger Heide mit den deutschen Vertretern die Kapitulationsverhandlungen. Demnach sollten alle deutschen Flotteneinheiten in den nördlichen Gewässern zwischen Sund und großem und kleinem Belt sofort den Alliierten zu Verfügung stehen. Ausgenommen hiervon war das Schnellboot S 103.
Am 4. Mai. 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation, befand sich das Schnellboot S 103 im südlichen Teil des kleinen Belts vor Alsen in der Nähe von Mommark. Es hatte Befehl von Svendborg nach Flensburg zu fahren um zu untersuchen, ob die englischen Truppen schon bis dorthin vorgestoßen sind. Mit Ausnahme einiger weniger kriegserfahrener Soldaten war S103 unter dem Kommando von OLt.z.S. Heckel nur mit jungen und unerfahrenen Soldaten bemannt. Die Chance, Flensburg unentdeckt zu erreichen, war äußerst gering. Die Besatzung war nicht ausgebildet, der Rollendienst an Bord konnte nicht durchgeführt werden und der Luftraum über Dänemark und Norddeutschland war stets mit feindlichen Flugzeugen gefüllt. Alliierte Jagdbomber führten ständig bewaffnete Aufklärungsflüge durch und hatten den Auftrag alles anzugreifen, was sich auf der Meeresoberfläche bewegte. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen entdeckten sie das Boot S 103 durch ein Wolkenloch und es wurde umgehend mit Raketen angegriffen und versenkt. Von 32 Besatzungsmitgliedern überlebten nur 12. Diese wurden von einem kleinen Fischerboot aufgenommen, welches den Kampf von Mommark aus beobachtet hatte.
Das Schnellboot S 103 liegt heute ca. 3nm südöstlich von Mommark (kleiner Belt) in 33m Tiefe und ist ein sehr schönes und gut erhaltenes Wrack. Es ist relativ wenig bewachsen, so dass man sich die Funktionen vieler Einrichtungen noch gut vorstellen kann. Am markantesten waren wohl die beiden großen Torpedorohre auf beiden Seiten des Rumpfes. Diese wurden jedoch mit ihrem explosiven Inhalt komplett aus dem Wrack entfernt. Das 2cm Flak 38 Geschütz mittschiffs hinter dem Steuerhaus ist immer noch vorhanden und zeigt auch heute noch drohend in den Himmel. Das vorderste 2cm Flakgeschütz fehlt, jedoch ist der kreisförmige Brunnen, in dem es sich einmal befunden hat, noch gut erkennbar. Etwas weiter achtern, kurz vor dem Brückenhaus, befinden sich drei Niedergänge. Das eintauchen ist allerdings fast unmöglich und sollte vermieden werden. Mit etwas Akrobatik könnte man in das Ruderhaus eintauchen, aber auch hier ist es sehr eng. Es ist jedoch problemlos möglich, von außen durch die Brückenhausfenster oder durch die seitlichen Schotten hineinzuschauen. Mit etwas Phantasie wird man unter der dicken Kruste von Seepocken und Miesmuscheln noch das Steuerrad erkennen können. Direkt daneben befindet sich noch ein Teil des Maschinentelegraphen. Gleich hinter dem Flakgeschütz kann man zu der Mittelmaschine sehen. Leider sind auch die Motorenräume schon sehr stark versandet. Die großen Abgasleitungen mit ca. 30 bis 40cm Durchmesser sind aber zum Teil noch gut erkennbar. Das Boot hatte 3 Maschinen mit je 20 Zylindern, welche das Schnellboot auf bis zu 39kn (72 km/h) antrieben.
Bauwerft: Schlichting-Werft Travemünde / Baunummer 1003
Typ: Schnellboot vom Typ S 38 der Lürssen Werft
Länge: 34,94m
Breite: 5,28m
Tiefgang: 1,67m
Leistung: 3x2000 PS aus 3 Daimler MB 501 mit je 20 Zylindern
Geschwindigkeit: max. 39 kn (ca. 72 km/h)
Aktionsradius: 700nm bei 35kn
Propellerdurchmesser: 1,23m
Achtung: Auch nach der Munitionsräumung können sich noch Munitionsreste an Bord oder in unmittelbarer Umgebung befinden. Also lieber nichts anfassen, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Vor Ankern und Fischen im Umkreis von 0,5nm wird auch von offizieller Stelle gewarnt!
Unser dank gilt Peter Klink vom Bubblewatcher Tauchservice für die freundliche Genehmigung, eine gekürzte Fassung seiner Wrackbeschreibung hier veröffentlichen zu dürfen!