In den Morgenstunden des 24. Dezember 1914 geriet ein Schiff in der Kieler Bucht in Seenot. Es handelte sich um einen kleinen Frachtsegler mit Hilfsmotor, dem die Takelage zerstört und die Luken zerschlagen wurden. Die Schiffbrüchigen konnten in letzter Minute von der freiwilligen Mannschaft des Rettungsbootes Oberinspektor Pfeifer aus dem Wasser geborgen werden. Sie hatten sich mit umgegurteten Korkwesten und Leinen am Wrack festgehalten, welches durch den starken Südost immer mehr in die Eckernförder Bucht hineingetrieben wurde. Das Schiff, mit dem noch immer stehenden vordersten Mast, ging kurze Zeit nachdem der letzte Überlebende abgeborgen war, in der Nähe des Mittelgrundes unter.
Das Wrack liegt heute am Ausgang der Eckernförder Bucht, nahe der Untiefe "Mittelgrund". Da der Name des Wracks unbekannt ist hat es im Volksmund den Namen "Mittelgrundwrack" bekommen. Das Wrack liegt auf ca. 17m Tiefe und seine höchste Stelle ragt ca. 5m in die Höhe. Es hat eine Steuerbord-Schlagseite von ca.15° bis 20°. Das Hauptbaumaterial war Holz, wovon auch noch große Mengen in allen Formen völlig durcheinander über dem Wrack liegen. Das Heckteil ist relativ gut erhalten. Die Propellerwelle schaut noch ein Stück aus dem Stevenrohr heraus, doch das Ruder und der Propeller selbst fehlen. Taucht man vom Heck in Richtung des Bugs, so wird das Wrack immer flacher, bis es zum Schluss einfach im Sande verläuft. Der Mittelteil des Wracks, wo sich der Laderaum befunden haben muss, besteht nur noch aus Teilen der Bordwand und einigen Spanten. Auch hier fehlt das Deck völlig. Der Bug ist im Laufe der Zeit völlig zerfallen und verschwunden, vielleicht wurde er auch von Schleppnetzen zerstört. An vielen Stellen hängen heute noch Reste der Netze, die am Wrack abgerissen worden sind. Der Bewuchs am Wrack ist eher mäßig. Es sind zwar Seenelken vorhanden, aber im Vergleich zu anderen Wracks ist der Bewuchs eher dünn. Bei starken Ostwinden von einem Tauchgang abzuraten. Erstens ist der Wellengang dort ziemlich ungemütlich und zweitens beeinträchtigt die aus der Eckernförder Bucht herauskommende Strömung auch die Sicht.
Unser dank gilt Peter Klink vom Bubblewatcher Tauchservice für die freundliche Genehmigung, eine gekürzte Fassung seiner Wrackbeschreibung hier veröffentlichen zu dürfen!