Copyright © Text und Fotos by Sandra und Andreas Haars
Wer schon einmal mit Seehunden oder anderen Meeressäugern getaucht ist
weiß, dass diese Begegnung ein ganz anderes Erlebnis ist als "Big fish
encounters": viel "persönlicher", intensiver; es wird fast so etwas wie eine
Beziehung aufgebaut - wie das eben so ist unter Verwandten, und seien es noch so
entfernte ...
Manatees sind
Meeressäugetiere, die alle 3 bis 15 Minuten an die Wasseroberfläche kommen
müssen, um zu atmen. Sie leben normalerweise im Meer in küstennahen Bereichen,
wandern jedoch alljährlich in den Wintermonaten in bestimmte Gebiete der
Golfküste (Golf von Mexiko) zu den warmen Quellgebieten der Flüsse, um dort zu
überwintern und ihren Nachwuchs zu gebären. Ihre "Winter-Hochburg" ist die Kings
Bay bei der Mündung des Crystal River - ab etwa Ende Oktober finden sich dort
die ersten Tiere ein; ab 15. Dezember werden aus Gründen des Tierschutzes viele
der "Haupttreffpunkte" für Besucher gesperrt. Es gibt jedoch trotzdem mehr als
genug Gelegenheiten, diese liebenswerten, sanften Geschöpfe (der Begriff
See"kuh" ist in diesem Zusammenhang durchaus zutreffend) aus allernächster Nähe
zu beobachten. Zwar ist es verboten, sich den Tieren mit Tauchgerät zu nähern -
die Blasen würden sie beunruhigen und vertreiben -, aber es werden von diversen
Anbietern Schnorcheltouren organisiert - angenehmer kann man einen Tag
Tauchpause kaum verbringen...
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Es gibt in der Gegend mehrer Anbieter -
meist Tauchbasen - die entsprechende Exkursionen anbieten, uneingeschränkt
empfehlen können wir die Basis "Bird's Underwater".
Der Eigentümer Bill "Bird" Oestreich ist
ein echter Spass-"Vogel": man merkt ihm an, daß ihm das, was er macht - und wie
er es macht - auch nach Jahren noch Spaß macht: Seine Manatee-Exkursionen sind,
besonders wenn sie von ihm selbst geleitet werden (allerdings haben auch seine
Mitarbeiter einen sehr guten Ruf), eine echte "Vergnügungsfahrt" (abgesehen von
den für Langschläfer ausgesprochen unchristlichen Aufsteh- und Abfahrtszeiten):
Zwischen 6°° und 7°° Uhr morgens trifft man sich in der Tauchbasis, die direkt
am Pier liegt. Dort zieht man bereits die Tauchanzüge an, um später bei der
ersten Manatee-Sichtung keine Zeit zu verlieren: Zunächst geht es - versorgt mit
Kaffee und Doghnuts für ein schnelles Frühstück zwischen den Schnorchelgängen -
geradewegs hinaus in die King's Bay, wo Bill mit geübten Blick Ausschau hält
nach den kreisrunden Wellen, die die Manatees beim Auftauchen produzieren, wenn
sie zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen; verräterisch sind auch Spots mit
spiegelglattem Wasser, die nach dem Abtauchen entstehen.
Mit (aber auch ohne) tatkräftige
Unterstützung der gespannten Gäste hat Bill spätestens nach 1/4 bis 1/2 Stunde -
häufig aber auch schon nach wenigen Minuten - das erste Tier gesichtet. Der
Schiffsmotor wird rasch ausgestellt, Anker gesetzt und Bill gleitet vorsichtig
ins Wasser um nachzusehen, ob es sich "lohnt" und die Gäste ebenfalls ins Wasser
kommen können: so stellt Bill sicher, daß schlafende Manatees oder säugende
Muttertiere nicht gestört werden. Erteilt Bill die "Freigabe", schlüpfen alle
schnell in ihre Flossen, setzen ihre Maske auf, schnappen die Foto- oder
Videokamera (auf jeden Fall lohnenswert !), gleiten (nicht springen !) ebenfalls
ins Wasser und schnorcheln (das gewisse Ausrüstungsteil, was hierfür den meisten
Höhlentauchern fehlt, verleiht Bill - selbst Höhlentaucher - meist gerne) an Ort
und Stelle.
Und dann kommt der Moment,
wenn man zum ersten Mal diesem einzigartigen Tier so nahe kommt, daß man es
berühren kann: es fühlt sich kühl und rauh an - wie Elefantenhaut (bzw. wie man
sich Elefantenhaut so vorstellt, denn wer hat schon das letzte Mal einen
Elefanten gestreichelt seit dem Besuch als Kind im Zoo oder Zirkus). Dann die
Überraschung: dieses riesige Tier ist nicht nur ausgesprochen furchtlos und
freundlich, oft scheint es vorsichtige "körperliche Zuwendung" sogar zu mögen -
besonders wenn man es mit den Fingerspitzen hinter den kurzen Seitenflossen
(sozusagen "unter den Achseln") krabbelt. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn
es sich dann auf den Rücken dreht, die Flossen von sich streckt und - wenn man
sich spielerisch zurückzieht - ebenso spielerisch folgt. Wenn ein Manatee in der
entsprechenden Laune ist, "spielt" es oft stundenlang mit den Schnorchlern und
zeigt deutlich mehr Ausdauer als diese, die spätestens nach einer halben Stunde
leicht ausgekühlt aber mit strahlenden Augen zum Boot zurückpaddeln.
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Dann geht es weiter, meist zu
einem glasklaren Quelltopf namens "Two Sisters", einem Nebenarm der King's Bay,
wo quasi "Manatee-Garantie" gilt: Hier halten sich selbst in der "Vorsaison"
häufig einige Tiere auf, und hier herrschen auch bessere Sichtbedingungen als
draußen in der eher trüben Bay: Im türkisblauen, kaum mehr als 1 1/2 Meter
tiefen Wasser diese freundlichen Tiere beobachten zu können, ist ein
unvergessliches Erlebnis (was von Bill natürlich auch "dramaturgisch" so
gesteuert ist - sozusagen als "Steigerung").
Inzwischen sind die ersten 2 - 3 Stunden
vergangen, und noch bis gegen Mittag geht es immer so weiter: Hinein ins Wasser,
heraus aus dem Wasser, hinein ins Wasser ... - bestimmt 5 mal trifft man auf
verschiedene Tiere oder Tiergruppen, die sich an verschiedenen Stellen der
King's Bay aufhalten, und mit der Zeit erfasst alle so etwas wie "Jagdfieber" -
natürlich nicht im wörtlichen Sinne. Während der Ausfahrt bekommt man
gleichzeitig wunderschöne Landschaftseindrücke von der Gegend; die Kanäle sind
gesäumt von blühend üppiger Vegetation und großzügig angelegten Anwesen, um die
man deren Besitzer nur aus vollstem Herzen beneiden kann (man stelle sich vor,
morgens aufzustehen, auf der Gartenterasse im Grünen zu frühstücken und
gleichzeitig zu schauen, ob gerade eine Manateefamilie vor dem eigenen
Bootsanleger gastiert...).
Bill kennt all' die kleinen Eigenheiten "seiner" Manatees und schafft es,
sie sowohl vor seinen Gästen als auch vor seiner Videokamera ins "rechte Licht"
zu rücken: von jeder Ausfahrt wird individuell ein Film gedreht, vertont und
etwa 3 Tage später fertig zum Verkauf ab die Gäste als Erinnerung angeboten
(geschäftstüchtig ist Bill natürlich auch, aber auf eine nette, unaufdringliche
Art).
Man kann die Manatees zwar auch im
Nationalpark von Crystal River beobachten, wo verletzte Manatees in ihrer
natürlichen Umgebung gesundgepflegt und dann wieder in die Freiheit "entlassen"
werden, aber die ist nicht vergleichbar mit der hautnahen Erfahrung beim
Schnorcheln mit "wilden" Tieren (naja, als "wild" kann man diese sanften
Geschöpfe allerdings kaum bezeichnen).
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Dieser schöne Beitrag wurde uns freundlicherweise von Sandra und Andreas Haars zur
Verfügung gestellt.
Das Original, welches Sie unter www.zauberwelten.com
im Netz finden, hält noch weitere Informationen, wie z.B. Adressen für Sie bereit.
Ausserdem können Sie dort auch die tollen UW-Aufnahmen (von denen ich hier
nur eine Auswahl präsentiere) durch anklicken des jeweiligen Fotos vergrößern.
Auch weitere Fragen beantworten die Autoren gern!
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