Wer sich in den Katalogen der Herstellerfirmen über die technischen Merkmale und Besonderheiten
der angebotenen Atemregler informieren möchte, wird über Begriffe wie Downstreamventil,
VIVA - Effekt, Fail Safe, TIS u.v.a.m. stolpern. Lesen Sie
hier die Begriffserklärungen am Beispiel der Scubapro Atemregler...
1. Stufe
Die Aufgabe der 1. Stufe eines Atemreglers ist es, die unter Hochdruck stehende Luft aus dem
Tauchgerät (200 oder 300 bar) auf einen konstanten Mitteldruck (9 bis 10 bar) zu reduzieren
und über einen Mitteldruckschlauch an die 2. Stufe weiterzugeben.
Downstream Standardkolben
Beim Standardkolben ist der Ventilsitz am Ende des Kolbens direkt der Kraft der einströmenden
Luft, der Downstreamkraft - (DSK) ausgesetzt. Die DSK ist vom Flaschendruck abhängig und
somit variabel. Zusammen mit der Federkraft bestimmt sie den Mitteldruck in der 1. Stufe. Der
Mitteldruck ist nötig, um das Ventil am Ende eines Einatemvorganges zu schließen und die
Luftzufuhr zu unterbrechen. Wird der Flaschendruck geringer, sinkt die DSK und damit auch der
Mitteldruck leicht ab. Für den Taucher resultiert dies gegen Ende des Tauchgangs in einem
leicht erhöhten Einatemwiderstand, denn die unterstützende Kraft des Hochdrucks beim Öffnen
des Ventils ist nun geringer als zu Beginn. Dieser bauartbedingte Umstand wird von der
unschlagbaren Robustheit und Zuverlässigkeit des SCUBAPRO Standardkolbens tausendmal
wettgemacht. In Gestalt des Mk2 Plus ist diese Technik daher bereits seit über 30 Jahren auf
unzähligen Tauchbasen der Welt im Einsatz. (Mk 2 Plus)
Der balancierte durchströmte Kolben
Von SCUBAPRO Mitte der 60er Jahre entwickelt und seitdem anerkannter und weit verbreiteter
Standard in der gesamten Tauchindustrie. 2 Grundmerkmale unterscheiden ihn vom Standardkolben:
Die Bewegung des Kolbens wird nicht mehr durch die Downstreamkraft beeinflußt, da die Luft
seitlich des Kolbens einströmt. Dadurch ist die DSK nahezu vollständig eliminiert und der
Mitteldruck bleibt über das gesamte Druckspektrum hinweg konstant. Die Vorteile für den
Taucher: Gleichbleibend hohe Luftlieferleistung zur 2. Stufe, bei konstant geringer
Atemarbeit, unabhängig vom Flaschendruck. Sowie sehr hohe Luftlieferleistung durch eine
(nun möglich gewordene) große, durchgängige Kolbenbohrung. (Mk 20)
Messing und Alloy
Das Standardmaterial bei der Herstellung von 1. Stufen ist Messing, das in einem aufwendigen
Verarbeitungsprozess verkupfert, vernickelt und zuletzt matt verchromt wird. Das Endprodukt
zeichnet sich vor allem durch Härte und Druckfestigkeit aus. Ein Nachteil von Messing ist
hingegen das relativ hohe Eigengewicht.
Daher hat SCUBAPRO das derzeit innovativste Gehäusematerial im Tauchsport entwickelt: Marines
Aluminium Alloy. Es ist 50% leichter als Messing und ebenso hart. Durch eine vollständige
Teflonbeschichtung besitzt es zudem noch eine außerordentlich gute Wärmeleitfähigkeit (hohe
Vereisungssicherheit). 1999 wurde die keramikähnliche Oberfläche noch einmal entscheidend in
Zusammensetzung, Form und Farbe verfeinert, so daß sie nun unanfälliger gegen Korrosion und
mechanische Beschädigungen ist. SCUBAPRO gewährt daher auf die Korrosionsbeständigkeit der
Oberfläche ab sofort 30 Jahre Garantie.
Thermal Insulating System (TIS)
Dieses patentierte System ist ab Werk in jede SCUBAPRO 1. Stufe integriert. Sinn und Zweck
des T.I.S. ist es, alle für eine äußere Vereisung anfälligen Bauteile vom umgebenden Wasser
abzuschirmen und die Bildung von Eiskristallen zu unterbinden. Dies erreicht man durch den
Einsatz von kälteabweisenden Materialien (Teflon, Delrin, etc), mit denen die betreffenden
Bauteile (Kolben, Mitteldruckfeder, Steuermembran) isoliert oder geschützt werden.
Bei kolbengesteuerten 1.Stufen (Mk20, Mk2Plus) werden die Mitteldruckfeder durch einen
kälteabweisenden Teflonüberzug, der Kolbenteller durch eine Delrinummantelung und der
Kolbenschaft durch eine flexible Isolierungshülse geschützt.
Membrangesteuerte 1. Stufen (Mk18, MK16) sind wegen ihrem bauartbedingten "trockenen
Innenleben" besonders für kalte und stark verschmutzte Gewässer prädestiniert.
Allerdings reicht dies noch nicht für einen zuverlässigen Vereisungsschutz aus. Daher schützt
SCUBAPRO mit dem patentierten T.I.S. System zusätzlich die dem kalten Wasser ausgesetzten
Bauteile.
Ein elementares Bauteil einer membrangesteuerten 1. Stufe ist die Steuermembran. Sie regelt
den dynamischen Mitteldruck und ist für die ausreichende und schnelle Luftzufuhr an den
Taucher verantwortlich. Beim Mk18 und Mk16 wird sie beidseitig durch Isolierscheiben gegen
metallische Bauteile geschützt. Dadurch wird eine Kältebrücke unterbunden, und sie bleibt
stets flexibel um schnell auf Mitteldruckschwankungen reagieren zu können.
U.P.B. Ultraglide Piston Bushing System
Diesem System verdanken die kolbengesteuerten balancierten 1. Stufen von SCUBAPRO ihre hohe
mechanische Präzision und ihre hervorragenden Atemwerte. Dahinter verbirgt sich ein
außerordentliches Kolbenleitsystem, das für die präzise Dichtung von Kolben und
Dichtsitz sorgt und die Kolbenbewegung für auftretende Luftturbulenzen unempfindlich macht.
Die raffinierte Formgebung macht das Kräfteverhältnis zwischen Hoch- und Mitteldruck
ausgeglichener und sensibler. Praktisch bedeutet das: Gleichbleibend geringer Atemwiderstand,
sowie ein stabiler dynamischer und statischer Mitteldruck.
P.A.S.S. - Piston Assisted Seat System
Patentierte SCUBAPRO Ventiltechnik bei membrangesteuerten 1. Stufen. Ein balancierter
Ventilkolben unterstützt das Öffnen und Schließen des Ventils und erlaubt so den Einsatz
einer sensibleren Ausgleichsfeder in der Balancekammer.
H.S.C. - Hemispheric Storage Chamber
Die H.S.C.-Kammer besitzt eine kuppelförmige Decke, den sogenannten "Venturi Dom".
Dieser Raum dient beim Einatmen als Luftspeicherkammer, denn die darin befindliche Luft steht
dem Taucher beim Einatmen sofort zur Verfügung. So werden die Bruchteile einer Sekunde
überbrückt bis sich das Ventil öffnet und Luft aus der Flasche strömt (dynamischer
Mitteldruck).
H.F.P. - High Flow Port
Positioniert man einen ND-Abgang direkt unterhalb der Steuermembran, weist dieser
bauartbedingt eine um ca. 15% höhere Luftlieferleistung auf als die übrigen ND-Abgänge. Denn
die Luft kann aus dem gegenüberliegenden HD-Abgang auf einem direkten Weg in den H.F.P.
Abgang fließen.
2. Stufe
Die 2. Stufe hat die Aufgabe, die unter Mitteldruck stehende Luft im jeweils herrschenden
Umgebungsdruck an den Taucher weiterzugeben.
Klassisches Downstreamventil
Ein Downstreamventil öffnet sich immer mit dem Luftstrom. Die einströmende Luft übt auf den
Ventilträger der 2. Stufe eine Kraft aus und öffnet so das Ventil. Damit die Luft immer nur
auf Abruf fließt, muß der Downstreamkraft der einströmenden Luft eine Kraft entgegengesetzt
werden. Sie wird von einer Feder ausgeübt. Die Federkraft hält den Ventilsitz so lange
geschlossen, bis der Taucher einatmet. Überwindet der Taucher die Federkraft
(Einatemwiderstand) wird das Ventil geöffnet und Luft kann fließen. Alle Downstreamventile
besitzen einen nicht zu vernachlässigenden Sicherheitsaspekt (Fail Safe Prinzip). Bei einer
Fehlfunktion der 1. Stufe wird der Atemregler bedingt durch die Downstreamkonstruktion zwar
abblasen, aber niemals die Luftzufuhr unterbrechen.
Alles in allem zeichnet sich die Ventiltechnik des klassischen Downstreamventils durch ihre
unschlagbare Robustheit, Unempfindlichkeit und ein niedrigeres Preisgefüge aus (R190, R380,
AIR II).
Balanciertes Downstreamventil
Das Downstreamventil ist immer ein Kompromiß zwischen der gelieferten Luftmenge und dem
Atemwiderstand. Denn je kleiner die Einlassbohrung ist, desto geringer ist der
Downstreameffekt (also Einatemwiderstand), aber auch die Luftliefermenge. Will man die
Luftliefermenge durch eine größere Bohrung erhöhen, würde man auch den Einatemwiderstand
erhöhen. Abhilfe schafft hier nur die pneumatische Balancierung.
Beim pneumatisch balancierten Ventil ist die DSK der einströmenden Luft durch die
Balancierung des Ventilträgers fast völlig eliminiert. Dadurch wird weniger Federkraft
benötigt, um das Ventil geschlossen zu halten und es kann eine kleinere, sensiblere Feder
eingesetzt werden. Die Abbildung zeigt, daß sich im Kolben des Ventilträgers eine dünne
Bohrung befindet, durch die die Luft in eine kleine, geschlossene Kammer am anderen Ende
des Ventilträgers strömt (Balancekammer). Diese Luft drückt den Ventilträger der DSK entgegen
und hebt diese damit fast völlig auf. Der Taucher hat so nur eine sehr geringe Atemarbeit
aufzubringen, um den Luftstrom in Gang zu setzen.
Das Ergebnis: Geringe Atemarbeit, großer Atemkomfort und eine hohe Luftlieferleistung (G250).
Luftduschen
Luftduschen müssen schnell und intuitiv auffindbar sein, sollten jedoch nicht zu anfällig für
Strömung und Brandung sein. Daher geht auch bei SCUBAPRO der Trend zu größeren Luftduschen:
Während der R190 und G250 noch den traditionellen SCUBAPRO Luftduschenknopf besitzen, dient
bei den neuen 2. Stufen (S600, S550, R380) bereits der gesamte Frontdeckel als Luftdusche.
Seiner Zeit voraus war schon 1993 der D400, denn bei ihm kann die gesamte untere
Weichgummi-Gehäusekappe als Luftdusche genutzt werden.
Integrierte Ein- und Ausatemmembranen des D400
Die Membranen des D400 liegen übereinander und sind im 45° Winkel zur Schwimmrichtung geneigt.
Vorteile: Sie sind keinem Wasserdruck durch Strömung oder Brandung ausgesetzt. Dadurch
entfällt die Notwendigkeit für eine individuelle Verstellbarkeit des Einatemwiderstandes.
Außerdem liegt die Einatemmembran ca. 3 cm unterhalb des Mundwinkels, was für eine
zusätzliche Minimierung des Ansprechdruckes sorgt.
Beidseitig montierbare ND-Schläuche
Bei der Anbringung des ND-Schlauches bieten die SCUBAPRO Zweitautomaten R190 und R380
größtmögliche Flexibilität, denn er lässt sich links oder rechts am Gehäuse montieren.
So kann der Octopus entweder, wie der Hauptautomat, von rechts kommend eingesetzt werden oder
als Octopus von links. Bei der Linksmontage kann der Nehmer bequem neben dem Spender
herschwimmen und seinen Tauchgang weiter genießen.
VIVA (Venturi-Initiated Vacuum Assist)
VIVA bedeutet: Durch Luftströmung eingeleitete Vakuum- Unterstützung. Zu Beginn des
Atemvorganges muß zunächst der "Ansprechdruck" zur Öffnung des Ventils überwunden
werden. Das bedeutet für den Taucher, daß er "Atemarbeit" aufbringen muß. Danach muß das
Ventil in geöffneter Position gehalten werden. Hier greift der VIVA: Die schnell fließende
Luft im Inneren erzeugt einen leichten Unterdruck im Gehäuse. Dieser Vakuumeffekt hält das
Ventil automatisch in geöffneter Stellung. Für den Taucher bedeutet dies kraftvolle,
automatische Unterstützung bei jedem Atemzug. (S600, S550, G250, R380, R190)
Einstellbarer Einatemwiderstand
Viele SCUBAPRO 2.Stufen erlauben die stufenlose Einstellung des Einatemwiderstandes während
des Tauchganges. Der Einatemwiderstand kann so individuell an die Bedürfnisse des Tauchers
angepasst werden, z.B. beim Schwimmen gegen die Strömung oder beim Abtauchen.
(G250, S600)
Dive/Pre-Dive Schalter
Mit dieser Funktion lässt sich das Ventil schwergängiger machen, wenn in Pre-Dive Phasen ein
ungewolltes Abblasen des Atemreglers vermieden werden soll. Zu Beginn des Abtauchens wechselt
man durch Umschalten in die DIVE Position und der Atemregler bringt volle Leistung.
(D400)
P.P.B. System - Peak Performance Balancing System
Die "Schwebene Balancekammer" - eine moderne Weiterentwicklung des balancierten
Ventilträgers. Die Vorteile: Noch feinerer Atemkomfort, sowie eine Entlastung von
Ventilträger und Feder im drucklosen Zustand. Dadurch wird auch der empfindliche Ventilsitz
geschont und der Atemregler bietet, bedingt durch den geringeren Verschleiß, länger
einwandfreie Leistung.
Fail Safe Prinzip
Alle Downstreamventile besitzen einen wichtigen Sicherheitsaspekt (Fail Safe Prinzip). Bei
einer Fehlfunktion der 1. Stufe wird der Atemregler durch die Downstreamkonstruktion
lediglich abblasen, die Luftzufuhr aber nicht unterbrechen.
Mit freundlicher Genehmigung durch Scubapro Deutschland
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